Mit der BSR läuft es rund
Kreislaufwirtschaft & Klimaschutz
Abfälle vermeiden, Wertstoffe nutzen und Reste sinnvoll verwerten: Mit unserem Leistungsangebot folgen wir den Prioritäten der EU-Abfallpolitik. So wollen wir den Übergang zu einer ressourceneffizienten Wirtschaft mitgestalten und Berlin auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft unterstützen.
Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht
Bis 2050 will Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. Im Fokus steht dabei eine Kreislaufwirtschaft, die vorhandene Ressourcen so lange, so effizient und so klimaschonend nutzt wie möglich. Als Partnerin des Landes Berlin geht die BSR-Gruppe bei der nachhaltigen Transformation voran. Denn zirkuläres Wirtschaften entlastet die Umwelt, stärkt den bewussten Umgang mit Ressourcen und eröffnet neue Perspektiven für Wertschöpfung und Beschäftigung.
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Ein Kernelement der Kreislaufwirtschaft ist die fünfstufige Abfallhierarchie – Vermeidung, Wiederverwendung, Recycling, Verwertung und Beseitigung als letzte Option. Wird sie konsequent eingehalten, trägt dies zum Schutz von Klima und Ressourcen bei. Auch wir richten unsere Strategie danach aus – Abfallvermeidung und Wiederverwendung sowie die Ausweitung des stofflichen Recyclings sind wichtige Ziele der BSR. Mit unseren Serviceangeboten wollen wir alle Berliner:innen ermutigen, den nachhaltigen Umgang mit Wertstoffen zu leben.
- Vom Gebrauchtwarenkaufhaus NochMall bis zu den BSR-Kieztagen: Unsere Re-Use-Angebote machen Kreislaufwirtschaft greifbar und ermutigen die Berliner Bürger:innen dazu, Abfallvermeidung und „Null Verschwendung“ im Alltag zu leben. Die gemeinsame Zero-Waste-Agentur von BSR und Berliner Senat treibt das Thema seit 2023 erfolgreich voran. Mehr zu unseren Aktivitäten rund um Reduce & Re-Use erfahren Sie im Kapitel „Nachhaltig wirtschaften“.
- Nachhaltigkeit von Kindesbeinen an: Wir engagieren uns seit vielen Jahren in der Umweltbildung für Kita- und Schulkinder. 2024 ging zum Beispiel der Schul-Filmwettbewerb #abgedreht unter der Schirmherrschaft der Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Katharina Günther-Wünsch in die sechste Runde. Im Fokus der Aktion: das Thema „Reparieren“. Insgesamt wurden 28 witzige und spannende Filme von 130 Schüler:innen ins Rennen geschickt.
- Auch die Jüngsten interessieren sich für die Kreisläufe von Rohstoffen – wenn das Thema altersgerecht und unterhaltsam vermittelt wird: Im Outdoor-Klassenzimmer der BSR beschäftigten sich die Schulkinder der Berliner Grundschulen im Sommer 2024 mit Regenwurmforschung, mit Kompostierung sowie der Herstellung von Biogas. Darüber hinaus gab es zahlreiche themenbezogene Veranstaltungen wie beispielsweise Upcycling-Workshops in Schulen und die BSR-Abfalltrennschule für Kitakinder in der NochMall.
- Ein wichtiger Baustein der Kreislaufwirtschaft ist die Sammlung von Biogut, das von der BSR zu wertvollem Kompost und klimafreundlichem Biogas verarbeitet wird. Allerdings stagnieren die Sammelmengen, und es landen noch immer zu viele organische Abfälle im Restabfall statt in der Biotonne. 2024 starteten wir daher das Projekt „BioUP!“. Ziel ist es, Ansätze zu entwickeln, um die Mengen der getrennt gesammelten Bioabfälle zu erhöhen, ohne dass die Qualität darunter leidet. Denn vor allem Plastik darf als Störstoff nicht in der Biotonne landen. Gemeinsam mit der Senatsumweltverwaltung machen wir uns bereits seit Jahren für eine bessere Biogut-Trennung stark. Zu den geförderten Maßnahmen gehörten neben einer breiten Basiskommunikation zum Beispiel Influencerkampagnen, die Biogut-Hauswurfsendung „Was lange gärt, wird richtig gut“ sowie eine Kooperation mit dem Umweltverein Yeşil Çember zur Information der türkischsprachigen Community.
- Je konsequenter Biogut, aber auch Verpackungen und Co. schon in den Haushalten getrennt werden, desto besser lassen sich die Wertstoffe in den Kreislauf zurückführen. Im Rahmen der Initiative Trenntstadt Berlin informiert die BSR kontinuierlich über Mülltrennung, Abfallvermeidung und Recycling – und motiviert die Bürger:innen dazu, sich aktiv zu beteiligen. Für Aufmerksamkeit sorgte Ende 2024 unsere aktuelle Trenntstadt-Kampagne, zum Beispiel mit großflächigen Plakaten sowie Spots im Wartezimmer-TV. Die Kampagne wurde im Rahmen der Verwendung der Nebenentgelte der dualen Systeme in Deutschland gemäß Verpackungsgesetz umgesetzt.
- Mit unseren 14 BSR-Recyclinghöfen bieten wir den Berliner:innen umfassende Möglichkeiten, zum Beispiel sperrige Abfälle abzugeben und ein umweltschonendes Recycling zu unterstützen. 2024 zählten die Recyclinghöfe mehr als 2,4 Millionen Kundenbesuche. Insgesamt wurden 148.000 Tonnen Abfälle und Wertstoffe abgegeben.
- 2024 haben wir unser Modernisierungskonzept für die Recyclinghöfe weiter vorangetrieben. Zum Beispiel arbeiten wir an der Trennung von Anlieferungsverkehr und Containerabtransport, um Wartezeiten zu reduzieren, an komfortableren Entladeplattformen und an weiteren Möglichkeiten zur Schadstoffannahme. Außerdem prüfen wir servicefreundlichere Öffnungszeiten und schaffen bei allen Umbaumaßnahmen bedarfsgerechte Annahmestellen für Gebrauchtwaren. Für 2025 steht unter anderem der Umbau des Recyclinghofs am Hegauer Weg auf dem Programm.
- Modernisieren heißt auch digitalisieren. So können sich etwa die Kund:innen des Recyclinghofs Gradestraße vorab per virtuellem Rundgang über das Angebot informieren und ihren Besuch besser planen. Und für alle, die kein eigenes Auto oder wenig Zeit für eine Fahrt zum Recyclinghof haben, gibt es neben unserem Sperrmüll-Abholservice und den Kieztagen die digitale Plattform Tiptapp: Die BSR kooperiert mit dem schwedischen App-Anbieter für schnelle, praktische Nachbarschaftshilfe – wie zum Beispiel die Mitnahme von Sperrmüll zum Recyclinghof.
Moderne Anlagen für die Energie- und Wärmewende
Mehr Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz in Berlin: Dazu leisten die Anlagen und Liegenschaften der BSR-Gruppe einen wichtigen Beitrag. Neben der umweltgerechten Entsorgung von Abfällen rückt dabei auch die Versorgungssicherheit der Stadt zunehmend in den Fokus. Dies berücksichtigen wir in unserer Anlagen- und Stoffstromstrategie, die wir 2024 überprüft und aktualisiert haben. Die fünfstufige Abfallhierarchie und die Klimaschutzziele des Landes Berlin waren dabei unsere Leitmotive. Zum einen wollen wir beim Ausbau der stofflichen Verwertung vorangehen, um möglichst viele Wertstoffe im Kreislauf zu halten. Zum anderen nutzen wir überall dort, wo Stoffe nicht wiederverwendet oder recycelt werden können, das Potenzial für die Energieerzeugung in Berlin. Wir wollen die Ver- und Entsorgung noch stärker zusammendenken, unseren eigenen CO2-Fußabdruck weiter senken – und künftig einen noch größeren Beitrag zu einer klimaschonenden Energie- und Wärmeversorgung im Land Berlin leisten.
3 Fragen an ... Dennis Wenzlaff, Abteilungsleitung Biologische Abfallbehandlung, BSR
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Beim Tag der offenen Tür im Oktober 2024 konnten sich Hennickendorfer Nachbar:innen und alle anderen Interessierten ein Bild von der Anlage machen. Was wurde bisher erreicht?
Dennis Wenzlaff: Ein Blick hinter die Kulissen war beim Tag der offenen Tür mit vielen konkreten Fragen und einem guten Austausch verbunden, das hat mich sehr gefreut. Denn wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, was auch mit ungeschultem Blick zu sehen ist: Wir trennen die zu behandelnden Mengen bereits bei der Anlieferung und können so besser in die biologische Behandlung der unterschiedlichen Ausgangsmaterialien einsteigen. Auf neu gebauten Rotteflächen finden die Kompostierung und die Lagerung von Fertigkompost in sogenannten Mieten statt, außerdem haben wir eine Wasseraufbereitung errichtet.
Was bringt der Ausbau des Standorts für Berlin?
Dennis Wenzlaff: Die Kreislaufführung von Bioabfällen ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Ziel des Berliner Abfallwirtschaftskonzepts (AWK) ist es daher, die getrennt erfasste Menge des Bioabfalls zu steigern – und damit auch organische Abfälle im Restmüll zu reduzieren. In den Standort Hennickendorf haben wir nach der Übernahme im Jahr 2018 bis heute viel investiert, um diesen auf den Stand der Technik zu bringen. Unsere weiteren Planungen setzen hier an: Mit unseren beiden Anlagen in Ruhleben und in Hennickendorf stellen wir eine hochwertige Verwertung zu Biogas und Kompost sicher.
Wie ergänzen sich die Standorte in Ruhleben und Hennickendorf?
Dennis Wenzlaff: Wir brauchen beide Anlagen, um den Kreislauf bestmöglich zu schließen. So bringt der Standort in Ruhleben feste Gärreste nach Hennickendorf, die dort in den Fertigkompost eingemischt werden. Zudem dienen beide Abfallbehandlungsanlagen gegenseitig als Redundanz – das heißt: Sollte eine Anlage ausfallen, können die Mengen in der anderen übergangsweise verarbeitet werden.
Nachhaltige Entsorgung – mit Sicherheit
Zum Auftrag der BSR gehört es, die Entsorgungssicherheit für Abfälle aus den Berliner Haushalten zu gewährleisten. Für den reibungslosen Betrieb einer Millionenstadt ist dies ein nicht zu unterschätzender Faktor. Damit es rund läuft in Berlin, haben wir auch 2024 in die Instandhaltung unserer Anlagen investiert – und an der Lösung aktueller Probleme wie beispielsweise der Explosionsgefahr durch Lachgaskartuschen gearbeitet.
Unser Ziel: Klimaneutralität
Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehören zu den strategischen Kernzielen der BSR. Auf dieser Basis entwickelten wir 2021 eine eigene Klimaneutralitätsstrategie und überprüften diese im Jahr 2024. Wir wollen bis 2045 dauerhaft klimaneutral sein und bis 2030 unsere CO2-Emissionen im Energiebereich um die Hälfte reduzieren. Zwischenziele zu setzen, die Fortschritte zu überprüfen, innovative Ansätze anzustoßen und die Strategie stetig weiterzuentwickeln, sind neben der Nachhaltigkeitsberichterstattung und dem Umweltmanagement Aufgaben unseres Klimaschutzbüros.
Aus heutiger Sicht ist das Etappenziel 2030 für die BSR erreichbar. Dazu tragen Maßnahmen wie der Ausbau unserer grünen Fahrzeugflotte, der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien und die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden bei. Da 80 Prozent unserer Emissionen aus den Abfällen in unserer Obhut stammen, liegt ein besonderer Fokus darauf, auch die CO2-Last der Stoffströme zu verringern – beispielsweise durch die Modernisierung unserer Anlagen. Wichtig ist zudem, alle Töchter und Beteiligungen der BSR-Gruppe in die Klimaneutralitätsstrategie einzubeziehen. 2024 haben wir dies mit der Berlin Recycling und der NochMall bereits umgesetzt.
Beim Klimaschutz zählen nicht nur die großen Beiträge. Unser Klimaschutzbüro unterstützt auch gezielt viele kleinere Aktionen: So realisierte unsere Beschäftigteninitiative „Gutes Klima“ 2024 wieder verschiedene Pflanzaktionen an BSR-Standorten. Das sorgt für ein schöneres Umfeld, verbessert das Mikroklima und trägt zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Um das Bewusstsein in der Wirtschaft und der Stadtgesellschaft zu stärken, gehört die BSR seit 2024 zum Berliner Bündnis für Biodiversität. Unsere Initiative „Gutes Klima“, mit der wir durch partizipative Wissensvermittlung Mitarbeitende zu Botschafter:innen und Multiplikator:innen des Themas Klimaschutz machen, haben wir erweitert und das Format der digitalen Mittagspause eingeführt – hier können sich die Mitarbeitenden austauschen und ihre Ideen einbringen.