Als maßgebliche Akteurin der kommunalen Daseinsvorsorge trägt die BSR eine besondere Verantwortung für Berlin und für die Menschen, die hier leben. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der andauernden Coronapandemie haben wir 2022 weitreichende Maßnahmen ergriffen, um unsere Leistungen sicherzustellen – und uns auch über unser Kerngeschäft hinaus für ein nachhaltiges, solidarisches Miteinander engagiert.
Gesellschaftliche Verantwortung
Inhalt
„Unsere Unternehmensstrukturen waren schon vor der Krise widerstandsfähig. Als es darauf ankam, konnten die Kolleg:innen schnell Lösungen und gute Ideen entwickeln.“
Marc Papenburg, Leiter Krisenstab Energieengpass
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„Wir passen aufeinander auf – in Krisenzeiten noch mehr als sonst“
Gemeinsam durch ein turbulentes Jahr: Marc Papenburg leitet den Krisenstab Energieengpass, Andreas Reiter ist Leiter des Corona-Krisenstabs. Wie haben die beiden das Jahr 2022 erlebt?
Herr Papenburg, Sie leiten den bereichsübergreifenden Krisenstab „Energieengpass“, den die BSR nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine ins Leben gerufen hat. Wie lautet Ihr Auftrag?
Papenburg: Unser Ziel ist es, die BSR und alle beteiligten Geschäftseinheiten erfolgreich und in ihrer Funktion möglichst unbeschadet durch die Krise zu navigieren, selbst wenn es zu Störungen wie einem Mangel an Gas, Strom oder Kraftstoffen kommt. So wollen wir uns noch besser auch für künftige Krisen wappnen und unsere Resilienz als Unternehmen erhöhen. Zu unserem Auftrag gehört zudem die enge Abstimmung mit dem Vorstand und Partner:innen wie dem Senat. In diversen Krisenstäben haben wir die BSR vertreten und uns beispielsweise mit anderen kommunalen Unternehmen oder Betreiber:innen Kritischer Infrastrukturen ausgetauscht. In Übungen haben wir uns auf den Krisenfall vorbereitet und konkrete Maßnahmen angeschoben.
Welche waren das?
Papenburg: Zum Beispiel Maßnahmen zur Energieeinsparung – wir haben die Warmwasserversorgung in den Toilettenräumen abgeschaltet, die nächtliche Beleuchtung auf den Liegenschaften eingeschränkt und die Kühlleistung in unseren Rechenzentren reduziert. Wir haben aber auch Vorkehrungen für mögliche Energielieferengpässe getroffen und unter anderem mit drei neuen Tankfahrzeugen eine Notfall-Kraftstofflogistik aufgebaut, Heizungen auf alternative Brennstoffe umgerüstet, unsere Lagerbestände an Ersatzteilen aufgestockt und Notstromaggregate und Hochleistungs-Powerbanks angeschafft.
Herr Reiter, als Leiter des Corona-Krisenstab haben Sie in den vergangenen Jahren bereits einiges erlebt. Was war die größte Herausforderung 2022?
Reiter: Anfang des Jahres erreichte der Krankenstand bei der BSR einen neuen Höhepunkt. Die Solidarität aus unserem Unterstützungsnetzwerk #wirbrauchenDich war hier ein absolutes Highlight: Bis April 2022 haben rund 100 Beschäftigte die Kolleg:innen als Kraftfahrer:in, Müllwerker:in oder auf den Recyclinghöfen unterstützt – und das, obwohl dadurch oft die eigene Arbeit im Verwaltungsbereich liegenblieb und nachgeholt werden musste. Später war es bei sinkenden Fallzahlen, angesichts der gelockerten Covid-19-Verordnungen und vor dem Hintergrund, dass die Pandemie schon fast drei Jahre andauerte, oft auch eine Herausforderung, die Akzeptanz der Kolleg:innen für die Corona-Maßnahmen bei der BSR hochzuhalten.
Wie lautet Ihr Zwischenfazit nach drei Corona-Jahren?
Reiter: Wir haben gezeigt, dass die BSR auch Krise kann – indem wir schnell reagiert und effiziente Wege und Lösungen gefunden haben. In einem so großen öffentlichen Unternehmen mit mehr als 6.000 Beschäftigten sind Prozesse oft komplex und langwierig; angesichts der Herausforderungen konnten wir viele Abstimmungsrunden trotzdem extrem verkürzen. Wir waren jederzeit handlungsfähig.
Herr Papenburg, wie fällt Ihr Fazit aus?
Papenburg: Die BSR ist ein komplexes Unternehmen, da können auch kleine Dinge große Auswirkungen haben. Schon vor der Krise waren unsere Unternehmensstrukturen widerstandsfähig gegenüber Störungen von außen. Als es darauf ankam, konnten die Kolleg:innen aus den Unternehmensbereichen dann schnell Lösungen und gute Ideen zur Kompensation möglicher Ausfälle entwickeln. Die Berliner:innen haben so erlebt, dass sie sich auf uns verlassen können. Für unsere Beschäftigten waren wir auch in schwierigen Zeiten eine sichere Arbeitgeberin. Was die BSR auszeichnet, ist, dass wir aufeinander aufpassen und zusammenhalten – in Krisenzeiten noch mehr als sonst. Ich blicke daher trotz herausfordernder Umstände zuversichtlich nach vorn.
„Wir haben gezeigt, dass die BSR auch Krise kann – indem wir schnell reagiert und effiziente Wege und Lösungen gefunden haben.“
Andreas Reiter, Leiter Corona-Krisenstab
Krisenstab Energieengpass: Strategisch vorbereitet auf den Notfall
Die BSR hat sich frühzeitig mit den Veränderungen auseinandergesetzt, die der der Krieg in der Ukraine für unser Land, unsere Stadt, die Berliner Bürger:innen und unser Unternehmen bedeutet. Im ersten Schritt wurde eine Taskforce eingerichtet, aus der später der „Krisenstab Energieengpass“ hervorging. Wir haben Strategien entwickelt, um trotz drohender Lieferengpässe einen reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten, und ab dem Frühjahr 2022 unterschiedliche Szenarien für die Verfügbarkeit von Diesel, Strom und Gas analysiert und berechnet. Gemeinsam mit den Geschäftseinheiten der BSR und den BSR-Töchtern wurden Notfallkonzepte ausgearbeitet und unter anderem Maßnahmen zur Bevorratung, Umrüstung von Heizanlagen und Absicherung gegen mögliche Energieausfälle entwickelt. In Abstimmung mit dem Senat haben wir uns zu einer allgemeinen Energieeinsparung von zehn Prozent verpflichtet – und in Eigeninitiative weit darüber hinausreichende Sparmaßnahmen verabschiedet.
Mehrwert Berlin: Vernetzung auf Landesebene
Die Initiative mehrwert Berlin, in der die BSR gemeinsam mit anderen Landesbeteiligungen aktiv ist, hat 2022 ebenfalls eine Arbeitsgruppe Energiekrise gegründet. Ein wertvolles Netzwerk für Energieeinsparungen und Energieeffizienz, das gleichzeitig einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität leistet!
Entlastung der Mitarbeiter:innen
Auch unsere Mitarbeiter:innen waren bzw. sind von der Energiekrise und den damit verbundenen Preissteigerungen betroffen. Um sie in dieser beruflich wie privat schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen, hat der BSR-Vorstand 2022 beschlossen, vorhandene Unterstützungsangebote etwa im Bereich der Gesundheits- und Sozialberatung auszuweiten. Unter anderem haben wir die Schuldnerberatung aufgestockt und das Budget für betriebliche Darlehen zur kurzfristigen finanziellen Hilfe verdoppelt.
Das dritte Coronajahr: Mit vereinten Kräften durch die Krise
Zu Beginn des Jahres 2022 hatte die BSR mit Corona und den Folgen zu kämpfen: Die Infektionszahlen innerhalb des Unternehmens erreichten den Höchststand seit Beginn der Pandemie. Dank der engagierten Arbeit des Krisenstabs und der solidarischen Unterstützung durch die Beschäftigteninitiative #wirbrauchenDich konnten wir die Ausfälle in den operativen Bereichen sehr gut ausgleichen – und unsere Dienste zur Daseinsvorsorge auch im dritten Coronajahr zu jeder Zeit sicherstellen.
Corona-Krisenstab: rund ums Jahr 2022 aktiv
Prävention großgeschrieben: Tests, Masken, Impfungen
Solidarität mit den Kolleg:innen: 100 Mal #wirbrauchenDich
Aktives Krisenmanagement vorerst abgeschlossen
Gemeinsam „JUT in die Zukunft!“
Als Kompass, auch in herausfordernden Zeiten, dient unser Strategie- und Entwicklungsprozess „JUT in die Zukunft!“. Bereits 2021 hat die BSR in bereichs- und hierarchieübergreifender Zusammenarbeit ein entsprechendes Zielbild beschrieben. Dabei haben wir uns als aktive Gestalterin von Lebensqualität und Partnerin Berlins positioniert. Sechs Kernsätze, die der Vorstand gemeinsam mit Führungskräften und Geschäftsführungen der Tochterunternehmen verabschiedet hat, geben Orientierung für alles, was wir tun. In diesem Sinne haben wir unsere strategischen Themen 2022 gemeinsam mit unseren Töchtern vorangetrieben.
#StandWithUkraine: Anpacken, wann und wo wir gebraucht werden
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind zahlreiche Menschen nach Berlin geflohen. In dieser Situation war schnelle humanitäre Hilfe, aber auch zusätzliche Logistik gefordert. Die BSR stand von Anfang an im engen Austausch mit Hilfsorganisationen und Behörden wie dem Landesamt für Flüchtlingshilfe, um gemeinsam notwendige und sinnvolle Unterstützungsmaßnahmen im Bereich Reinigung und Entsorgung abzustimmen. Unter anderem haben wir vor dem Hauptbahnhof sowie in den Ankunfts- und Unterkunftszentren Müllcontainer aufgestellt. Viele Mitarbeitende haben sich außerdem freiwillig engagiert.
Spontane Hilfsbereitschaft und Solidarität
Die BSR-Belegschaft und die Unternehmensführung haben zahlreiche Aktionen auf die Beine gestellt, um die geflüchteten Menschen unbürokratisch zu unterstützen und auch vor Ort in der Ukraine zu helfen:
- Spenden: Die Beschäftigten der BSR spendeten allein im ersten Monat (bis zum 24. März 2022) 15.462 Euro – eine Summe, die das Unternehmen noch verdoppelt und auf 31.000 Euro aufgerundet hat. Auch einzelne Bereiche der BSR und das Gebrauchtwarenkaufhaus NochMall spendeten Erlöse aus Auktionen.
- Crowdfunding: Berlin Recycling startete gemeinsam mit den BR Volleys und weiteren Netzwerkpartnern ein Hilfsprojekt, um Waisenkinder in Odessa zu unterstützen.
- Praktische Hilfe: Unter anderem half unsere Betriebsgastronomie am Zentralen Omnibusbahnhof, Geflüchtete mit Kaffee und Suppe zu versorgen; andere Kolleg:innen haben Osterkörbchen für ukrainische Kinder gefertigt.
- Arbeitsmöglichkeiten: Um den Menschen den Jobeinstieg zu erleichtern, haben wir Praktikantenstellen für Geflüchtete eingerichtet und gezielt über Beschäftigungsmöglichkeiten informiert.
- Zeichen der Solidarität: Bis heute zeigen wir Haltung mit dem Hashtag #StandWithUkraine, beispielsweise auf Papierkörben im Stadtgebiet.
Starthilfe ins Berufsleben: Unser Engagement für junge Erwachsene
Soziales Engagement ist in unserer Unternehmenskultur fest verankert. Seit vielen Jahren setzen wir uns zum Beispiel für die berufliche Eingliederung benachteiligter Jugendlicher ein.
- So qualifizieren wir im Programm „SISA – sicher abfahren, sauber ankommen“ Jugendliche und junge Erwachsene für eine Beschäftigung als Straßen- bzw. Grünflächenreiniger:in oder Müllwerker:in.
- Mit dem Integrationsprojekt „Gemeinsam schaffen wir das!“ wollen wir jungen Menschen mit Lernschwierigkeiten bzw. sozialpädagogischem Förderbedarf den Weg ins Berufsleben ebnen.
- Im Projekt EVEREST, das wir mit den Kooperationsbetrieben Charité CFM Facility Management, Vivantes Hauptstadtpflege, Rewe und der Degewo umsetzen, geben wir geflüchteten jungen Menschen die Chance, sich langfristig bei uns zu integrieren. Aus gegebenem Anlass wurde 2022 zusätzlich ein Ukraine-Modul entwickelt.
- In Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf sowie der Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen (GFBM) konnten wir 2022 insgesamt 28 jungen Erwachsenen eine nachhaltige Starthilfe geben.
Ausblick
- Als Partnerin des Landes Berlin und der Berliner Bürger:innen nehmen wir unsere Verantwortung ernst und engagieren uns für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung.
- Dank unseres vorausschauenden Krisenmanagements und durch den starken Zusammenhalt innerhalb der BSR-Gruppe konnten wir 2022 trotz aller Herausforderungen jederzeit einen reibungslosen Betrieb gewährleisten.
- Die vielfältigen Hilfsaktionen für die Menschen aus der Ukraine haben einmal mehr bestätigt: Hilfsbereitschaft, Solidarität und soziales Engagement sind – und bleiben – in unserer Unternehmenskultur fest verankert.
- Mit unserem Strategie- und Entwicklungsprozess „JUT in die Zukunft!“ haben wir einen klaren Kompass – auch für kommende Herausforderungen.