Der beste Abfall ist der, der gar nicht erst entsteht. Viele Dinge aus unserem Alltag sind viel zu schade für die Tonne. Sie haben ein zweites Leben verdient. Das schont Ressourcen und die Umwelt. Nachhaltig wirtschaften heißt deshalb für uns in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft: Abfallvermeidung, Re-Use, Recycling und Null Verschwendung. Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin war die Eröffnung der Zero-Waste-Agentur Berlin im Jahr 2023.
Nachhaltig wirtschaften
Inhalt
Zero-Waste-Agentur: alle zusammen für Null Verschwendung
Am 18. Juli 2023 war es so weit: Nach intensiver strategischer und organisatorischer Vorbereitung hat die BSR gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) Deutschlands erste Zero-Waste-Agentur eröffnet. Als Partnerin des Landes Berlin übernehmen wir die Verantwortung für dieses Leuchtturmprojekt und freuen uns darauf, die Entwicklung zur Null-Verschwendungs-Hauptstadt und die Transformation von Berlins Kreislaufwirtschaft gemeinsam mit anderen Akteur:innen weiter voranzutreiben. Die neue Agentur bringt die vielfältigen Zero-Waste-Initiativen Berlins zusammen, ist zentrale Ansprechpartnerin eines wachsenden Netzwerks und unterstützt die Entwicklung konkreter Projekte im Bereich des Abfallwirtschaftskonzeptes des Landes Berlin. Erste inhaltliche Schwerpunkte liegen auf der Vernetzung bezirklicher Initiativen, abfallarmen Großveranstaltungen und der Umsetzung nachhaltiger Mehrwegangebote.
„Null Verschwendung ist unser Motto und die Transformation der Kreislaufwirtschaft unser Ziel – da müssen wir ALLE mit anpacken!“
Meike Al-Habash, Betriebswirtschaftlerin, Kreislaufwirtschaftsexpertin und Leiterin der Zero-Waste-Agentur
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Sitz der Berliner Zero-Waste-Agentur ist das Impact Hub in Neukölln – ein Ort, an dem innovative Lösungen für die Probleme unserer Zeit entwickelt werden. Was ist ihr Beitrag?
Meike Al-Habash: Die Zero-Waste-Agentur wird als Teil des Abfallwirtschaftskonzepts 2020 bis 2030 vom Land Berlin gefördert. Unsere Aufgabe ist es, einfach gesagt, Berlin zur Null-Verschwendungs-Hauptstadt zu machen. Damit das gelingt, müssen wir Berlin auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft weiter unterstützen. Wir bringen die Akteur:innen an einen Tisch, beraten sie und entwickeln gemeinsam neue Konzepte für eine abfallarme Zukunft. Das ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Lebensqualität. Im Impact Hub in Neukölln treffen wir viele Initiativen und sind in einem nachhaltigen und inspirierenden Ökosystem zu Hause.
Was wollen Sie als Leiterin der Zero-Waste-Agentur erreichen?
Meike Al-Habash: In Berlin gibt es sehr viele engagierte Menschen, Initiativen und Unternehmen, die sich im Themenfeld Kreislaufwirtschaft, Re-Use und Ressourcenschonung betätigen. Diese gilt es jetzt sinnvoll zu vernetzen, um gemeinsam einen Unterschied zu machen und echten Fortschritt zu erreichen. Wir bündeln Kompetenzen und schaffen Synergien, deshalb arbeiten wir zu spezifischen Themen in Task Forces mit Akteur:innen der Stadt zusammen und entwickeln konkrete Pilotprojekte. Darüber hinaus ist es uns wichtig, alle Berliner:innen beim Thema Zero Waste mitzunehmen, Null Verschwendung in den Alltag und das Bewusstsein der Menschen zu bringen – einfach und motivierend. Wir informieren über die vielfältigen vorhandenen Angebote und verstehen uns als Multiplikatorin in der Kommunikation.
Mit welchen konkreten Themen sind Sie gestartet?
Meike Al-Habash: Einer unserer ersten inhaltlichen Schwerpunkte liegt auf dem Thema Mehrweg. Wir wollen das Bewusstsein für nachhaltige Alternativen zur Wegwerfgesellschaft schärfen und unterstützen Projekte zur leichteren Nutzung und Rückgabe von Mehrwegverpackungen und -geschirr. Außerdem gehen wir auf die Berliner Bezirke zu und analysieren die Zero-Waste-Potenziale zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort. Denn „Null Verschwendung“ können wir nur gemeinsam erreichen.
Gelungener Auftakt
Bei der ersten Multi-Stakeholder-Konferenz der Zero-Waste-Agentur tauschten sich am 1. November 2023 rund 130 Teilnehmer:innen über Chancen der Zusammenarbeit aus, identifizierten Handlungsfelder und entwickelten erste Projektideen. Mit dabei waren Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, den Bezirken, der Wissenschaft, von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Verbänden, aus Wirtschaft, Handel, Vereinen und Initiativen. Die damalige Umweltsenatorin Manja Schreiner und die BSR-Vorstandsvorsitzende Stephanie Otto betonten, wie wichtig es ist, die Energie aller Berliner Akteur:innen zu bündeln und für eine positive Zero-Waste-Transformation zu nutzen. In den Workshops wurden vielversprechende Ansätze erarbeitet, die seit 2024 in die Arbeit der Task Forces einfließen – unter anderem in folgenden Bereichen:
- Zero Waste bei (Groß-)Veranstaltungen und Clubs
- Null Lebensmittelverschwendung
- Abfallvermeidung in Bildungseinrichtungen
- Zero Waste von Elektro- und Gebrauchsgegenständen
- Null Materialverschwendung
Die BSR ist spitze beim Thema Nachhaltigkeit
In allen Branchen gibt es erfolgreiche Lösungen und Vorreiter:innen, um den nachhaltigen Wandel in der Gesellschaft und in der Wirtschaft voranzutreiben. Vorbildliche Akteur:innen, Unternehmen, Projekte und innovative Beiträge werden jedes Jahr mit dem renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. 2023 gehörte die BSR zu den Finalist:innen – und ist unter den öffentlichen Unternehmen sogar Spitzenreiterin in der Kategorie „Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft“. Eine schöne Anerkennung. Sie bestärkt uns in unserem Engagement für Zero Waste und Kreislaufwirtschaft, für ein besseres, sauberes und grüneres Berlin. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird vergeben von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen.
„Die Transformation nachhaltig vorantreiben heißt für uns: Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft sowie Stadtsauberkeit ganzheitlich denken. Wir verwirklichen gemeinsam mit allen relevanten Akteur:innen innovative, mutige Ideen. Dabei geht es nicht nur um saubere Abfallentsorgung, sondern auch um Lösungen für Null Verschwendung von Anfang an.“
Stephanie Otto, Vorstandsvorsitzende der BSR
Zur PressemeldungNachhaltigkeit erleben: NochMall erweitert das Re-Use-Angebot
In der NochMall bekommt gutes Gebrauchtes die Chance auf ein zweites Leben. Statt Dinge wegzuwerfen, können sie nochmal(l) verwendet werden. Das Gebrauchtwarenkaufhaus der BSR hat sich seit dem Start im Jahr 2020 zu einer echten Instanz in Sachen Re-Use entwickelt und ist zu einem gefragten Erlebnisort für das Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft geworden. Die erfolgreiche Bilanz 2023: mehr als 340.000 Besucher:innen und 150 Veranstaltungen, darunter das Zero Waste Future Festival, Workshops und Repair-Cafés oder die regelmäßigen Auktionen von besonderen Stücken. Im November 2023 fand das Zero Waste Future Festival bereits zum sechsten Mal statt und lockte mit seinem vielfältigen Programm zu Themen wie Null Verschwendung, Wiederverwendung und Kreislaufwirtschaft mehr als 5.600 Besucher:innen an. Bei einer Kund:innenbefragung im Jahr 2023 gaben 94 Prozent der Befragten an, dass sie die NochMall weiterempfehlen würden.
Mittlerweile hat unser Gebrauchtwarenkaufhaus 35 Vollzeitstellen auf dem ersten Arbeitsmarkt geschaffen. Und wir entwickeln das Angebot nachhaltig weiter: So startete planmäßig im April 2023 die Kooperation mit den BSR-Kieztagen. Gebrauchtwaren, die auf den dortigen Tausch- und Verschenkmärkten keine Abnehmer:innen finden, werden in unserem Kaufhaus sortiert, aufbereitet und vermarktet. Im Rahmen eines Pilotprojekts haben wir zusätzlich die Abholung von gebrauchten Möbeln bei Kund:innen sowie einen Lieferservice für Gebrauchtwaren getestet. Diese neuen Dienstleistungen stoßen auf sehr positive Resonanz und machen es den Berliner:innen noch leichter, Abfälle zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Gebrauchte Gegenstände, die für eine Wiederverwendung geeignet sind, können aber nicht nur in der NochMall abgegeben werden. Nach wie vor ist dies auch an drei unserer Recyclinghöfe möglich: an der Gradestraße, an der Lengender Straße und am Hegauer Weg. Weitere Standorte befinden sich in Prüfung. Zudem unterstützen wir die Berliner:innen mit innovativen Re-Use-Services wie unseren Kiez-Lockern dabei, Ausrangiertes zur weiteren Nutzung bereitzustellen.
Wissen Sie’s ...?
Wann wurde die NochMall eröffnet?
Wie viele Artikel gehören zum Sortiment?
Wie viele Besucher:innen kommen pro Jahr?
Echt #abgedreht: Zero Waste macht Schule
Junge Menschen für Zero Waste begeistern und kreative Ideen für mehr Nachhaltigkeit fördern: Wie das gelingen kann, zeigt der Schul-Filmwettbewerb #abgedreht, zu dem wir jedes Jahr alle Schüler:innen der Berliner Sekundarstufen einladen. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) und unter der Schirmherrschaft der Berlinale haben wir im Januar 2023 die besten Beiträge zum Thema „Euer Spot zum Elektroschrott“ ausgezeichnet. Spannend, lustig, cool oder dramatisch: Die Nachwuchs-Filmkünstler:innen setzten ihre Vorstellungen vom ressourcenschonenden Umgang mit ausgedienten Handys, Spielkonsolen und Co. eindrucksvoll in Szene.
Zu Beginn des neuen Schuljahres 2023/2024 wurde die fünfte Runde des Wettbewerbs eingeläutet. Diesmal drehte sich alles um Textilien, Fast Fashion und die damit verbundene Abfallflut. Ein Thema, das viele Schüler:innen bewegt, wie auch die hohe Beteiligung zeigt: 33 Filme haben die Berliner Schüler:innen bis Dezember 2023 eingereicht – ein Rekordergebnis. Die Preisverleihung fand am 31. Januar 2024 im Filmtheater am Friedrichshain statt; für die Bestplatzierten gab es Preisgelder in Höhe von insgesamt 3.000 Euro.
„Als Managerin der Zero-Waste-Stadt ist es uns ein Anliegen, die Themen ganzheitlich im Rahmen unserer Umweltbildungs- und Beratungsaktivitäten zu denken. So haben wir 2023 Unterrichtsmaterialien zum Thema ’Zero Waste an Schulen – Textilien/Fast Fashion’ entwickelt und das Motto für #abgedreht entsprechend gewählt.“
Birgit Nimke-Sliwinski, Leiterin Abteilung Re-Use & Zero-Waste-Management der BSR
Zur PressemeldungUmweltbildung zum Anfassen
Willkommen im Regenwurm-Forschungszentrum der BSR: Im Sommer 2023 konnten wir rund 220 Kinder aus zehn Berliner Grundschulen in unserem Outdoor-Klassenzimmer begrüßen. Vom 26. Juni bis zum 7. Juli lernten sie auf spielerische Weise, wie Kompostierung funktioniert, wie Biogas entsteht und warum die richtige Abfalltrennung wichtig ist. Praktische Experimente und das Lernerlebnis im Freien sind Teil unserer vielfältigen Umweltbildungsangebote für Kita- und Schulkinder. Ziel ist es, frühzeitig das Bewusstsein für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen zu stärken.
Workshop: „Die lange Reise meines T-Shirts“
Website: „Zero Waste an Schulen zum Thema Textilien/Fast Fashion“
Website: „Zero Waste an Schulen zum Thema Elektro(nik)geräte“
Projektstunde Abfalltrennung und Recycling
Erlebnisprogramm für Kitakinder
Better World Cup: Berlin geht den Mehrweg
Take-away liegt voll im Trend. Das Problem: Die vielen Einwegverpackungen für Kaffee und Co. verursachen große Mengen an Abfall und landen allzu oft im Park oder auf der Straße statt im Papierkorb. Allein in Berlin werden 20.000 Einwegbecher weggeworfen – pro Stunde! Die sogenannte Mehrwegangebotspflicht soll Abhilfe schaffen. Seit Anfang 2023 müssen größere Betriebe, die Essen und Getränke zum Mitnehmen verkaufen, eine nachhaltige Mehrwegalternative für To-go-Verpackungen anbieten. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zero Waste, den wir mit der Initiative Better World Cup engagiert begleitet haben. Um Betriebe und Verbraucher:innen bei der Umstellung auf Mehrweg zu unterstützen, haben wir unter anderem eine Online-Plattform mit allen relevanten Informationen zum Thema bereitgestellt.
Das von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) geförderte Projekt Better World Cup wurde Ende 2023 erfolgreich abgeschlossen. Für Mehrweglösungen machen wir uns aber weiterhin stark. Ein erklärtes Ziel der Zero-Waste-Agentur ist, die Berliner:innen gemeinsam mit anderen Akteur:innen für die Nutzung von Mehrweg zu sensibilisieren. Unsere Überzeugung: Wenn sich Verpackungen nicht ganz vermeiden lassen, dann ist Mehrweg der bessere Weg.
Aufräumen und aufklären: World Cleanup Day
Gemeinsam anpacken, Abfälle einsammeln und aufräumen – zum World Cleanup Day im September 2023 haben wieder zahlreiche Berliner:innen die Initiative ergriffen und ein Zeichen gegen die Vermüllung ihres Lebensumfelds gesetzt. Natürlich mit dabei: die BSR. Berlinweit konnten wir über 80 Aufräumaktionen mit insgesamt knapp 4.000 Teilnehmer:innen unterstützen und die Freiwilligen unter anderem mit Mülltüten, Greifern und Handschuhen ausstatten. Wichtig war uns, in diesem Kontext für die Nutzung von Mehrwegverpackungen zu werben und die Initiative Better World Cup vorzustellen.
„Wir wollen auf die vielen achtlos weggeworfenen Einwegbehälter aufmerksam machen und dafür werben, von Einweg auf Mehrweg umzusteigen. Denn Stadtsauberkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“
Franziska Voß, Abfallberaterin und Better-World-Cup-Projektverantwortliche
Gute Stimmung – auch nach der Party: Entsorgungskonzepte für Events
Silvesterfeier am Brandenburger Tor, der CSD oder der Karneval der Kulturen: In Berlin ist immer etwas los. Und wo gefeiert wird, gibt es Abfälle. Damit die Stadt sauber bleibt, entwickelt die BSR-Gruppe individuelle Entsorgungskonzepte für Events. Je nach Bedarf stellen die Expert:innen unserer Tochter Berlin Recycling Abfalltonnen mit Tipps zur richtigen Trennung, Groß- oder Presscontainer für die Entsorgung der anfallenden Abfälle bereit. Nach Veranstaltungen, die wie beispielsweise der CSD als politische Demonstration nach dem Versammlungsrecht angelegt sind, reinigen wir im Anschluss das Gelände. So fühlen sich die Gäste wohler – und die Großveranstaltungen hinterlassen im besten Fall einen nachhaltig positiven Eindruck.
Ausblick
- Mit der Zero-Waste-Agentur zünden wir eine neue Stufe und verstärken die Dynamik in Richtung Null-Verschwendungs-Hauptstadt.
- Gemeinsam mit Partner:innen aus Politik, Wirtschaft und Stadtgesellschaft entwickeln wir konkrete Maßnahmen für Abfallvermeidung, Re-Use und Recycling.
- Wir investieren in hochwertige Projekte zur Umweltbildung – und fördern schon bei Kita- und Schulkindern den Spaß an einer nachhaltigen Lebensweise.